Architektur


Die ehemalige Schloßkirche St. Levin am Eingang des Harbker Schloßkomplexes und des arboretisch interessanten Schloßparks ist ein schlichter verputzter Rechteckbau. 1572 ist die Kirche von Grund auf  durch Meister Lorenz Franke aus Magdeburg und Schmiedemeister Bredefeldt aus Helmstedt gebaut worden. Alle anderen Beteiligten sind nur mit Vornamen aufgeführt. 

Grundriß der Kirche in Harbke

Bei einem Umbau um 1700 wurden die barocken Segmentbogenfenster geschaffen, deren Mittelbogenspäter entfernt wurde, um den Innenraum aufzuhellen. Der quadratische Westturm mit geschweifter Haube und Laterne ist von 1719. Die den Raum prägenden umlaufenden Emporen mit Bibelsprüchen und Wappen stammen aus der Zeit um 1600 (Ostteil der Südempore, Westempore) und um 1700. Ein neuer liegender Dachstuhl wurde 1761 angefertigt. Die westliche Eingangstür des Turmes hat einen profiliertem Rahmen. Im Fries steht die Jahreszahl 1719. Im gebrochenen Giebelaufsatz findet man die Allianzwappen v. Bartensleben und v. Veltheim mit den Beischriften: A. A. V. B. (== Armgard Amalia v. Bartensleben), W. V. V. (= W. v. Veltheim). Die Verbindung zwischen Turmuntergeschoß und Schiff ist eine hohe Rundbogenöffnung. Vor der heutigen Nordwand des Kircheschiffes liegt ein Rest der romanischen Nordmauer. Das Segmentbogenfenster der Nordseite sind wie die Segmentbogenfenster der Ost- und Südseite barock (um 1700). Die Mittelpfosten, die im Turmuntergeschoß erhalten sind, wurden an allen Schiffenstern herausgebrochen, um für das noch jetzt dunkle Schiff mehr Licht zu gewinnen. In der Südwand befindet sich ein vermauertes Rundbogenportal mit der vertieften Inschrift: ANNO DOMINI 1.5.7.2. Die beiden Eingangstüren der Südseite waren für die Gutsbewohner bestimmt, die ebenerdige führte zum ehemaligen Herrschaftsstuhl, die andere zum Emporengeschoß für das Gesinde. An der Südwand befindet sich eine große Holztafel des 18. Jahrhunderts mit einer geschnitzten Sonnenuhr mit astronomischen Zeichen und einer erhabenen Kapitalinschrift in lateinischer Sprache. Das Kirchenschiff ist mit einer fast umlaufender Empore ausgestattet, die nur ein Stück der Nordwand frei läßt. An der Empore hinter dem Altar wurde bei den Bauarbeiten 1968 folgende Inschrift in Goldschrift auf schwarzem Grund gefunden: 

 

rechte Altarseite:        HAEC  QUONDAM  PROPRIO  FVNDAVIT  ACGATIVS  AERE

                                TEMPLA  DECUS  STIRPIS  NOBILE  VELTHEMIAE

 

              PVLPITA  SVGGESTI  DEINDE  ATQUE  ALTARIA

                       BLANDIQVE  CUM  PLECTRIS  ORGANA C...

 

       linke Altarseite:         (  OCTINGENTA  ETIAM  BVSSO  ADDIDIT HISCE THALEROS  )

                    NOMINA  LAVDIS  IN  MAXIME  CHRISTI  TVI

 

Einst gründete zu seinem Eigen Achatius aus dem

vornehmen Hause Veltheim dieses Gotteshaus.

 

Hinein stiftete er Empore und Altäre

und lieblich klingende Orgel mit Schlagstäben...

 

und fügte zu diesem Grabmal Achthundert Thaler hinzu

im Namen deines höchsten Lobes, Christi

 

 

einige Ornamente der Stuckdecke der Kirche St. Levin

Die Decke mit sichtbaren Querbalken ist vollständig mit kleinteiliger Stuckatur überzogen: Rhombenfelder mit Masken, wappenhaltende Löwen, Sterne, Urnen, Friese mit Hirschjagden usw. Die Dekoration trägt meist weltlichen Charakter und besteht aus 26 verschiedenen Motiven. Die Emporen ruhen auf Pfosten. Die verschiedenen Brüstungen zeigen deutlich zwei verschiedene Entstehungszeiten an. Der Ostteil der Südempore sowie die  Westempore stammen aus der Zeit um 1600. 

Blick auf den Altar

Diese älteren Brüstungen sind durch kannelierte Pilaster aufgeteilt, dazwischen befinden sich goldene Bibelsprüche auf ultramarinblauem Grund und goldbraune Nischenarchitekturen, außerdem buntfarbig die Wappen v. Veltheim und v. Salder (rote Rose in Gold) mit den Beischriften: ACHATZ . VON . VELTHEM ACHATZ SEHLIGEN SOHN MARGARETA VON SALDER SEINE NACHGELASSNE WIDWE. Die um 1700 entstandenen jüngeren Brüstungen haben eine grünlichblaue Grundfarbe und tragen Arkaden in Relief. Die Füllungen sind bunte Wappen, darunter goldene Bibelsprüche in Fraktur auf schwarzem Grund. Der Altar besteht aus einem gemauerten Block mit barocker Sandsteinplatte, auf der barocke Weihkreuze eingegraben sind. Der Aufsatz ist aus Holz geschnitzt und ca. 3 m hoch und  2,67 m breit. Das Mittelbild (Ölgemälde auf Holz) zeigt das Abendmahl. Unter dem Abendmahlsbild halten zwei Engel eine querovale Kartusche mit der Stifterinschrift: "

Diesen Altar haben zu der ehre Gottes alhier ausrichten lasen die HochEdelgebornen Jungfern Agnes und Dorothea von Veltheim Burchardt seeligen Töchter den 11. Februarii Anno 1676."


 

An der Nordwand der Kirche befindet sich ein Epitaph des Achatz v. Veltheim, 1588, und seiner Ehefrau Margarete v. Salder, 1615 mit den lebensgroßen Bildnissen der Toten, auf Holz gemalt. Die Mitte bildet ein Relief der Auferstehung,

Epithaph des Achatz von Veltheim und seiner Ehefrau Margarete von Salder

darunter ein Bildnis der gesamten Familie des toten Ehepaares, dessen lebensgroße ganzfigurige Porträts an der Seite stehen.  Unter dem Mittelteil befindet sich eine Schriftkartusche. In der Kirche befinden sich noch mehrere Epitaphien und Grabsteine der Familie von Veltheim. 

 

Wappen:  Beischriften an den Brüstungen in röm. Kapitale. 

l. rote Rhombenkette schräglinks in Gold (= D. V. ALTEN). 2. rot/schwarz schrägrechts geteilt mit Sternen in vertauschten Tinkturen (== D. V. QUITZOW). 3. drei schwarze Lilien in Rot, Helmzier rote Säule mit Pfauenfedern zwischen schwarzen Lilien (== D. V. KRAMME). 4. gekreuzte schwarze Lilienstäbe in Rot, Helmzier goldene Säule mit Pfauenfedern besteckt (D. V. HOLLEBEN). 5. v. Alvensleben. 6. v. Schenk. 7. v. Veltheim. 8. v. Bartensleben. 9. v. Salder. 10. schwarzes Katzentier in Gold, Helmzier goldene Säule mit Pfauenfedern (D. V. ASSEBURGK). 10. schwarz/blau gespalten, r. Schlüssel, l. steigendes Katzentier in vertauschten Tinkturen. Helmzier schwarz/blaue offene Flüge (.= D. V. BOVENTEN). 11. drei rote Greifenköpfe in Schwarz. Gleiche Helmzier (D. V. SCHWICHELT). 12. steigender schwarzer Steinbock in Gold. Helmzier schwarze offene Flüge mit goldenen Schrägbändern (= D. V. STEINBERG). 

Grabsteine: Die folgenden Grabsteine wurden bei der Renovierung der Kirche 1968 gefunden und aufgestellt:

1. Grabstein des Heinrich Wilhelm von  L e i p t z i g k
Der Grabstein wurde vor der Südwand unter der bisherigen Tür zur Empore über dem Patronatsstuhl aufgestellt und mit zwei    Haken in der Wand verankert.

2.Grabstein der Margarete v o n  V e l t h e i m  g e b .  v o n  S a l d e r n
Der Grabstein wurde als Gegenstück zum Grabstein des Achatz  v  o n   V e l t h e i m, ihres Ehemannes, im gleichen Abstand zum Epitaph der Tochter Heinrich von Bülows in die Nordwand eingemauert.

3. Grabstein der Fredeke v o n  B ü l o w
Der Grabstein wurde vor der Ostwand in der Nordostecke aufgestellt, wo früher die Treppe zur Empore über dem Altar war.

Die anderen Grabsteine, die noch gefunden wurden, wurden an ihren Plätzen im Fußboden belassen. Sie liegen bis auf wenige Ausnahmen mit der Schriftseite nach oben und können zum Teil auch noch gelesen werden.

Das Geläut besteht aus einer Bronzeglocke und 3 Stahlglocken. Die Bronzeglocke wurde 1768 von Christian Gotthold Ziegner in Magdeburg gegossen und wurde von Friedrich August von Veltheim gestiftet. Die drei Stahlglocken wurden 1918 als Ersatz für die drei im Weltkrieg abgegebenen Glocken angeschafft. Die abgegebene Bronzeglocken wurden 1795 und 1798 von Heinrich Wicke (Braunschweig) und 1761 von Ch. G. Ziegner (Magdeburg) gegossen.

Detail der restaurierten Stuckdecke

 

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