Geschichte und Architektur


Der untere Teil des Turmes stammt außer einigen romanischen Resten in der Turmostwand aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist von zwei romanischen Rundbogenöffnungen zum Schiff durchbrochen und hat auf der Innenseite Ritzfugen. Das Mauerwerk der anderen drei Seiten ist ziemlich nachlässig ausgeführt und mit  Ziegelbrocken eingemischten. Deshalb mußte es durch Strebepfeiler an den Westecken gestützt werden, die 1885 angebaut wurden. Es wird durchbrochen von Schießschartenfenstern, die besonders von innen gut sichtbar sind. Auf der Westseite ist die Schießscharte zu einem quadratischen Fensterchen erweitert. Die barocke Aufstockung, die durch den andersartigen Werkstoff gut sichtbar ist, beginnt ungefähr in Höhe der Sohlbank der Segmentbogenschalluken. Die Turmbekrönung vierseitig mit gedrücktem Zwiebeltürmchen. Der Eingang befindet sich auf der Südseite. Es ist eine Rechtecktür in einem barockem Sandsteinrahmen. Am Stützbalken des ersten Obergeschosses ist eingekerbt: AK. I V. A. / A. A. P. / S. A. S.  H. F. l. H. /ANNO 1660.

Grundriß der Kirche in Sommersdorf

Das Schiff und der obere Teil des Turms samt geschweiftem Helm wurden, wie eine Datierung am Südportal zeigt, 1717 errichtet. Da auf einem Pfosten im Inneren des Turmes die Jahreszahl 1660 eingekerbt ist, muß er früher entstanden sein, vermutlich im Laufe des 16. Jhs. Die Fugen zwischen Turm und Schiff sind deutlich sichtbar. Das Schiff ist symmetrisch gebaut. Der Eingang befindet sich in der Mitte der Südseite. Er hat eine Sandsteinrahmung mit Ohren und eine Bekrönung durch Gebälk und gebrochenen Segmentgiebel. In den Giebel ist ein Rundmedaillon mit der vertieften Inschrift eingefügt: DEI AUXILIO FERT. FR1EDERICO WILHELMO REGE BORUSSORUM HANG AEDEM AEDIFICARUNT HEINRICH JULIUS FREYENHAGEN PRAEFECTUS ET LEONHARD SEBAST: STELTZER PASTOR HUIUS LOCI ANNO. MDCCXVll. Die großen Rundbogenfenster haben Sandsteingewände mit Bandkämpfern und trapezförmigen Schlußsteinen. Von den vier gleich großen Öffnungen der Nordseite sind zwei als Fenster, zwei infolge der Hügellage als Türen zu den Emporen ausgebildet.

Kirche in Sommersdorf

Im Inneren der tonnenüberwölbten Kirche war vor dem großen Umbau neben der dreiseitigen, im Westen zweigeschossigen, Empore der große Kanzelaltar von 1718 raumbeherrschend. Der große Saalraum wurde stark durch die Emporenanlagen, die in der westlichen Hälfte des Schiffes zweigeschossig sind, eingeengt. Die Kanzelemporen wurden 1955 im Rahmen einer umfangreichen Sanierung der Kirche links und rechts abgetragen, damit der Altar besser zur Geltung kommt. Die beiden Seiten der unteren Emporen wurde um ca. 5 m zurück genommen, so daß auf jeder Seite noch ein Fenster frei wurde. Zwei Fenster, die 1900 im unteren Drittel vermauert und zu Türen umgewandelt worden waren, wurden wieder zu Fenstern umgebaut. Um die Symmetrie des Raumes zu erhalten, mußte auch der Seitenflügel der Orgelempore verkürzt werden. Das Schiff überwölbt eine Brettertonne. Der Altarplatz ist um eine Stufe erhöht und mit gelben, dunkelbraunen und braunroten Fliesen ausgelegt. Die Fensterverglasung ist von 1899. Sie besteht aus Kathedralglas mit farbigen Bordüren. Nur in den ersten Fenstern von Osten je auf der Nord- und Südwand kräftig bunte Medaillons mit den Brustbildern von Petrus und Paulus; daran hängen Blumentuffs. Der Aufgang zu den Emporen liegt in der SW-Ecke. Sie werden von Pfosten mit profilierten Schrägbalken getragen. Der Anstrich von 1899 wurde nach altem Vorbild in Graubraun ausgeführt. Auf den achtseitigen, steingrauen Brüstungsfeldern befinden sich ultramarinblaue und weiße Rocailleschnörkel mit Blumen, auf einem Schnörkel ist ein  Adler.  Auf der Westempore befinden sich  zwei  Wappen  von  Adler  und  Greif  gehalten:

Herzschild braun. Devise: Fortiter, Fideliter, Feliciter. 2. Allianzwappen. Das l. Wappen
ist das gleiche wie Nr. l, das r. geteilt. O. wachsender Schimmel in rot, u. goldener Zaun. Devise: In. der Treue fest. In der Mitte der Westempore in einer Kartusche: Ren. Ann. Dom. 1899.

Auf der Nordseite ist zwischen dem l. und 2. Fenster von Osten die gotische spitzbogige Sakramentsnische eingemauert. Am Kanzelkorb sind Figuren Christi und der Evangelisten angebracht, seitlich davon sind geschnitzte Wangen und die lebensgroßen Figuren Moses und Johannes des Täufers angeordnet, im Aufsatz der auferstandenen Christus zwischen zwei Engeln (vermutlich von Michael Helwig).  1913 wurde elektrisches Licht in die Kirche gelegt. 

Die Kirche hatte ursprünglich 3 Bronzeglocken in verschiedener Größe, die 1892 in der Glockengießerei Gustav Collier in Zehlendorf gegossen bzw. umgegossen wurden. Die große Glocke, die 1816 gegossen worden war, aber einen Sprung hatte, trug folgende Inschrift:

1816 gegossen, hieß mich der Patron dieser Kirche, Friedrich - August Graf Neidhardt von Gneisenau wiederherstellen und vergrößern 1892

sowie:

Patron: Friedrich August Graf Neidhardt von Gneisenau
Pastor: Hertting
Prov. Viv.: R. Nahrstedt
Kirchenälteste:  Ortsvorsteher J. Hosang
                           Kossath Böggelsack
                           Kossath Meier
                           Ortsvorstand Miehe
                           Tischlermeister Stuhk

Die kleinste Glocke wies die gleichen Namensinschriften auf. Die untere Seite der Glocke zeigte ein Gruppenbild von Thorwaldson und die Unterschrift  Ehre sei Gott in der Höhe. Diese beiden Glocken sind im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Erhalten hat sich nur die mittlere Glocke. Als Ersatz für die verlorenen Glocken ließ man 1926 und 1931 zwei Bronzeglocken bei Schilling-Söhne in Apolda gießen. Die erste, 1926 beschaffte, wurde vom Ehepaar Jakob Hosang und Frau, anläßlich ihrer Diamantenen Hochzeit gestiftet. Diese Glocke ist auch heute noch vorhanden, die beiden anderen wurden während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. 

1875 begann durch den Orgelbaumeister Troch aus Neuhaldensleben der Bau einer neuen Orgel. Beim Abriß der alten Orgel stellte man fest, daß der Chor, auf dem sie gestanden hatte, ebenfalls dringend erneuert werden mußte. Bei dieser Reparatur wurde der Chor gleichzeitig etwas erweitert. Die Abnahme der neuen Orgel erfolgte am 5. Februar 1877. Die ersten  größeren Reparaturen wurden schon 1899 notwendig. Im Juni 1914 wurde die Orgel durch den Regierungs-Orgelrevisor Professor Forchhammer untersucht. Er stellte so viele Mängel fest, daß er zu einem Neubau riet, "da sich für jeden Fehler, den man abstellt, ein neuer zeigt". Er schlug vor, die Orgel zu reinigen und nur das Allernotwendigste zu reparieren damit die Orgel im Gottesdienst spielbar wäre, ansonsten aber auf eine neue Orgel hin zu arbeiten. Im Spätherbst 1923 wurde die Orgel dann auch durch die Firma Rühlmann aus Zörbig repariert. 
Im Jahr 1936 wurde die Orgel endlich von der Firma Furtwängler & Hammer aus Hannover umgebaut und  wiederhergestellt. Der historisierende Prospekt vom Ende des 19. Jh. wurde beibehalten. Allerdings war eine umfangreiche Holzwurmbekämpfung nötig, da das Gehäuse, der Orgelfußboden und die Schleifladen einen hohen Befall zeigten. Von den vorhandenen Holzpfeifen wurden die  meisten durch Metallpfeifen ersetzt. Nur wo der Ton Holzpfeifen erfordert, wurden neue eingesetzt. Die erst nach dem 1. Weltkrieg eingebauten Prospektpfeifen wurden wieder benutzt, aber in ihrer Intonisation verbessert. Unter Benutzung des alten Magazinbalges wurde eine elektrische Gebläseanlage für Drehstrom eingebaut. Die alten Schleifladen der Manuale und einige gut erhaltene Register wurden aufgearbeitet und wieder verwendet. Die Abnahme der Orgel erfolgte am 13. Januar 1937. 

Der barocke Turmschluß sowie der Dachstuhl des Kirchenschiffes wurden 2003/04 grundlegend saniert. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Kirche sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen

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