Architektur


EHEMALIGE  STIFTSKIRCHE  ST. MARIEN

Die ehemalige Stiftskirche St. Marien ist ein dreiteiliges, langgestrecktes Schiff mit Westapsis. Über dem ehemaligen rechteckigen Vorchor im Osten befindet sich der heutige Turm. Die ältesten Teile der Stiftskirche sind der Unterteil des Turmes bis in Höhe des Rundbogenfrieses auf der Südseite, der westlichste Teil der Schiffsüdwand und Schiffnordwand. Der Vorchor, an den sich eine Apsis anschloß, soll 1191 gebaut worden sein, das Schiff erst zwischen 1253 und 1257.

Grundriß der ehemaligen Stiftskirche St. Marien in Marienborn

Nach einer Marienvision entstand an einer Quelle im damaligen Mordthal zunächst eine Pilgerherberge. Der Ort entwickelt sich schnell zu einem Marienwallfahrtsort. 1208 nahm Erzbischof Albrecht von Magdeburg das Hospital in seinen Schutz und bestätigte ihm seine Besitzungen. Das Schiff soll nach Stüler erst nach einem Brand, der aller Wahrscheinlichkeit 1252 (unmittelbar vor 1253) stattgefunden hat, gebaut worden sein. Das erste Schiff soll bei diesem Brand vernichtet worden sein. Es findet sich aber nirgends ein Hinweis, daß der Brand unmittelbar die Klosterkirche betroffen hat, es ist immer in den zahlreichen Ablaßbriefen von 1253 und 1257 die Rede von dem Brand „der das Kloster heimgesucht habe". Der Unterschied in der Steinbearbeitung ist nicht groß genug, zwei Bauperioden für Chor und Schiff anzunehmen.1277 war die Kirche „sehr beschädigt und verfallen". 

Das von Stüler angegebene Weihdatum 1257 läßt sich urkundlich nicht belegen. Nach einem Einsturz 1336-1344 erfolgte die Wiederherstellung der Kirche, ebenso nach 1414, als bei einem großen Brand das Dach zerstört wurde. An den Vorchor war im Osten anstelle der Apsis, die abgebrochen wurde, 1418 ein größerer Chorraum angebaut, an den sich noch ein Gruftanbau von 1760-1765 anschloß. Sein Treppenhaus lag über der Erde, an der Ostwand des Chores von 1418. Beide Gebäudeteile sind 1885 beseitigt worden. Da sich an der Südwand über dem Rundbogenfries des Vorchores ein spätgotisches Gesims erhalten hat, so kann man die Turmerhöhung in die 2. Hälfte des 14. Jhs. legen.

Säulenkapitell

Der Chorbau von 1418 könnte in Zusammenhang mit den Wiederherstellungsarbeiten nach dem Brand erfolgt sein. 1535 wurde das Kirchenschiff nach Westen verlängert und in diese Verlängerung ein Nonnenchor eingebaut. Das Schiff schloß im Westen schiefwinklig. Als Zugang zu diesem Chor befand sich ein Treppenhaus auf der Südseite in einem Anbau. Seit 1832 wurde dieser Teil der Kirche, der unterhalb des Chores durch eine massive Wand von dem Kirchenschiff getrennt wurde, als Kartoffelkeller des Gutes genutzt. Von der Schiffverlängerung haben sich nur wenige Reste an der Nordseite erhalten. Eine Veränderung in der Belichtung des Kirchenschiffes war notwendig geworden, als nach der Aufstockung des Südflügels vom Kreuzgang die Nordfenster im Schiff zugebaut wurden. In die Südwand des Schiffes wurden deshalb 1778 große Fenster eingebrochen. Nachdem das Kloster Marienborn 1810 aufgehoben worden war, scheint man dem Kirchengebäude nicht mehr die nötige Sorgfalt entgegengebracht zu haben. Der Wirtschaftshof des Gutes erstreckte sich im Süden bis unmittelbar an die Kirche. Im Norden lagen innerhalb des Kreuzganges Schweineställe, deren Abwässer die Gänge versumpften. Die Kirchenwestgiebelmauer war nach Stülers Bericht von 1860 aus dem Lot, sie war rissig und hatte sich von den Frontmauern gelöst. In der südlichen Schiffwand waren zwei Risse, in der Nordwand einer. Auch die östliche Dachgiebelmauer zeigte Risse. Die Gruft war mit dem Chor durch eine Tür verbunden, was sich unangenehm bemerkbar machte. Zu einer umfassenden Wiederherstellung der Kirche wurden 1860 zwei Pläne von Stüler gemacht, von denen aber nur der eine unter Beibehaltung des Turmes genauer in einer Baubeschreibung ausgeführt worden ist. Der zweite, bei dem ein ganz neuer Turmbau im Westen erfolgen sollte, wurde von vornherein wegen der zu hohen Kosten verworfen.

1885 wurde die Kirche nach den Plänen von Friedrich August Stüler wiederhergestellt. Dabei erfolgte der Abbruch des Chores von 1418, des südlichen Treppenhauses und des oberen Geschosses des südlichen Kreuzgangflügels. Die alten Fensteröffnungen wurde wiederhergestellt. Der Bauanschlag sah vor, den Westteil des Schiffes als eine Vorhalle auszubauen, in der die Särge aus der Gruft aufgestellt werden sollten. Der Haupteingang sollte durch die Vorhalle von Westen aus erfolgen. Die Sakristei sollte in einem gewölbten Raum im Kreuzgang (Osten) neben der Kirche untergebracht werden. Dazu wurde ein kurzes Stück der Kirche im Westen abgebrochen und die Westwand begradigt. Als Westabschluß fügte man eine Apsis an. Der Haupteingang liegt im Osten, wo das Turmuntergeschoß - der einstige Vorchor - zu einer Vorhalle ausgestaltet worden ist. Die Überreste der Gruftanlage sind nicht mehr erkennbar, vermutlich wurde sie zugeschüttet, wie es der Anschlag vorsah. Bei dem Wiederherstellungsbau ist fast die ganze Südwand des Schiffes neu aufgeführt worden, die, wie der Anschlag ausweist, in einem sehr schlechten Zustand gewesen war. Als Sakristei wurde am Westende der Südwand im Schiff ein Bretterverschlag eingebaut. Am 19.Juni  1887 wurde die Kirche eingeweiht. Die Orgel war vom Orgelbaumeister Troch aus Neuhaldensleben geliefert. Das Orgelgehäuse ist aus Eichenholz. Die Kanzel wurde restauriert. Der Taufstein wurde aufgearbeitet. Er stammt nach der Chronik des Stiftes Marienborn aus dem Dorf Twölffen (oder Twelfen, das Dorf wurde im Bauernkrieg zerstört) und hatte die Jahreszahl 1523 enthalten. Die neue Altar- und Kanzelbekleidung aus Samt mit echten Goldfransen stiftete die Familie Löbbecke.

 1936-1939 wurde das Innere vollständig erneuert. Die Apsis wurde wieder verschlossen, der Patronatsstuhl abgebrochen, die Wände weiß gekalkt, die Kanzel versetzt und die restaurierten Flügelaltäre neu aufgestellt. Sämtlich in der alten Kirche vorhanden Gemälde wurde gereinigt. Die alten Wappen wurden erneuert und wiederhergestellt. Der Fußboden der gesamten Kirche wurde mit weißen Fliesen ausgelegt. 

Sonnenuhr von 1686

An der SO-Kante des Schiffes sind Reste von zwei Sonnenuhren angebracht. An der oberen die Inschrift: D. V. V. D. (= Dorothee v. Veltheim Domina) 1686. In die neue Südwand ist zwischen das erste und zweite Fenster von Westen ein Rest der alten Altarplatte mit Weihkreuz eingemauert.

An der Brüstung der Empore und an der Nordwand sind Wappen der Klosterdamen aufgehängt:

 1. Geviertelt, 1 und 4 silberner Winkel und drei silberne Ringe in Rot. 2 und 3 weiß/rot/schwarz gespalten. Helmzier drei Fähnchen (?). Unterschrift: Fräulein Johanna Eleonora von Kröpf als Conventualin eingeführt 1739 Priorin geworden 1765 gestorben 1793 ist also 54 hier im closter gewesen und 84 Jahre alt geworden. 2. Schwarze Wolfsangel zwischen roten Büffelhörnern in Silber. Helmzier. Büffelhörner. 3. Geteilt. O. schwarzer wachsender Doppeladler in Gold, u. zwei goldene Pfähle in Rot Helmzier eichhornartiges Tier. 4. Gespalten, r. Mann in Blau, l. geteilt, o. weiße gekrönte Gans in Blau u. weißer Flug in Rot. 5. Gekrönter goldener Tannenzapfen in Blau, Helmzier-Schildfigur zwischen Geweihstangen. 6. Drei umgekehrte rote Mauerstücke in Silber. Unterschrift: Fräulein Charlotte Marie von Hammerstein Domina des Closters zu Marienborn 10. Februar 1739. 7. Roter schrägrechts gerichteter Krebs in Schwarz, Helmzier-Schildfigur zwischen weißen Straußenfedern. Wappen des Fräulein Philippine Charlotte von Krebs aus Veltheim 1804. 8. Wappen v. Veltheim der Katharine Louise von Veltheim, Domina 1710-1738. 9. Steigendes schwarzes Pferd nach rechts in Rot. Unterschritft: Fräulein Sophie Elisabeth Chavallerie ist den. . . . (1765). 10. Schrägrechts schwarz/weiß geteilt. In Gegenrichtung drei rote Rosen. Helmzier weiß/schwarze Flüge mit roten Rosen belegt. Unterschrift: Freulein (Flo)rina Sidonia (von Bornstedt), Conventual. d. Closters Marienborn (1739-1777). 11. Wappen Chevallerie s. Nr. 9: 12. Wappen v. Veltheim. Unterschrift; Dorothea von Veltheim Domina 1697. 13. Gold und Rot senkrecht spitzenweise geteilt. Wappen der Louise Eleonore von Möllendorf, 1740 Vizedomina, Domina 1751-1760. 14. Wappen v. d. Schulenburg von wilden Männern gehalten. Unterschrift: Sophia Christiane von der Schulenburg. (Domina 1777-1786). 15. Rot/goldene Zipfelmütze in Schwarz. Helmzier-Schildfigur. Unterschrift: Wilhelmine Charlotte von Bornstedt ist den 14. May 1773 als Conventualin in Hochadlichen Kloster Marienborn eingetreten Erwählt zur Domina Ano 1786 den 28. Juli: u. Confirmiret u. introduciret den 15 Septembr e. a. gestorben den 4. Mar. 1788. Auf den Emporenschmalseiten zehn weitere Wappen: 16. Allianzwappen v. Veltheim / v. Münchhausen. 17. Allianzwappen v. Münchhausen / Wappen mit großem Vogel nach l, 18. Geteilt Blau/Silber. Helmzier drei goldene Straußenfedern. 19. Wappen v. Kropff vgl. Nr. l. 20. v. Bülow (sehr zerstört). 21. Nicht mehr erkennbar mit unlesbarer Inschrift in querovaler Kartusche. 22. Allianzwappen v. Münchhausen / schwarzes steigendes Roß nach r. in Gold (Chevallerie? s. Nr. 9). Helmzier-Schildfigur. 23. Allianzwappen v. Münchhausen / v. Cramm. 24. und 25. Je Allianzwappen doppelt v. Veltheim.

 

KREUZGANG

Der Kreuzgang in seiner heutigen Gestalt ist spätgotisch. Frühgotische Reste lassen sich nur in dem Haus erkennen, das am Nordende des westlichen Flügels liegt. Zum größten Teil fällt die Erbauungszeit in das 15. Jh. Es ist überliefert, daß zwischen 1420 und 1440 die Priorin Hedwig v. Veltheim eine Seite der Konventsgebäude errichtete. Das ist nach Stüler das Erdgeschoß vom südlichen Flügel, der vor 1778 aufgestockt wurde. Von der Ostseite des Kreuzganges, der nach 1507 unter der Domina Hypolitta v. Marenholtz gebaut wurde, stehen nur noch Reste. Es war nach Stüler kein eigentlicher Gang, sondern ein Haus. Der Westflügel wurde in der 2. Hälfte des 15. Jhs. erbaut, wie die angebrachten Jahreszahlen 1471 und 1499 zeigen. Das im Norden angrenzende Haus ist ebenfalls im wesentlichen spätgotisch. Andersartige Teile der Außenmauern im Untergeschoß sind älter, vermutlich frühgotisch. Das Haus selbst ist im Barock und im 19. Jh. stark verändert worden. 1884 wurde es bei einem Brand beschädigt. Vom Nordflügel des Kreuzganges steht nur eine Außenmauer, die barock verändert ist. Die gesamte Anlage hat im 19. Jh. sehr gelitten, da im Hof Schweineställe standen, die alles ringsum versumpften.

 

BRUNNENKAPELLE

 

Brunnenkapelle in Marienborn

Im Park in unmittelbarer Nähe der Kirche steht die sogenannte Brunnenkapelle. Wie die Bauinschrift angibt, war schon gleich nach der Entdeckung der wundertätigen Quelle, also am Ende des 12. Jhs. eine Brunnenkapelle gebaut worden. 1331 gab der Weihbischof von Halberstadt dieser Kapelle 80 Tage und 2 Karenen Ablaß (UB. Hochst. Halb. III, 2228, Anm.). 1339 gab der Weihbischof einen Ablaß für die Marienkapelle im Kloster Marienborn am Kirchweihtag und Sonntag nach Johannis Enthauptung (UB. Hochst. Halb. III, 2312, Anm.). 1349 dotierten die v. Schenk die Kapelle. 1400 wurde sie völlig neu erbaut, ebenfalls wieder 1836. Stüler gibt an, daß sie nach „Ottmers Zeichnungen" auf den Resten der alten Kapelle errichtet worden sei (Carl Theodor Ottmer, 1800-1843). Der Baumeister war aber Peter Joseph Krähe (1758-1840, Braunschweig). Dabei sind die alten Fundamente wegen des feuchten Baugrundes wieder benutzt worden.

 

 

nach oben